Quo Vadis Costa Nachrichten?
Verkorkster Integrationsbegriff oder versteckte Wahlwerbung oder was?
Unter der Überschrift: „Gelungene Integration: Deutsche an der Costa Blanca punktet mit Valenciano“ veröffentichte die Costa Nachrichten diese Woche einen kuriosen Artikel,in dem eine Deutsche vorgestellt wird, die Valenciano lernt und deswegen vom valencianischen Fernsehsender „A Punt“ interviewt wurde.
Im Artikel tauchen Aussagen auf, wie: „Schließlich mache ich einen Valenciano-Kurs, um mich zu integrieren“ und (die) „Liebe zur regionalen Kultur wird sicherlich ein Grund gewesen sein, warum Teulada-Morairas Compromís-Partei bei der Deutschen wegen eines Listenplatzes für die Kommunalwahl 2023 angeklopft hat. Sie ... steht auf Platz 8. Ein Baustein mehr für eine gelungene Integration, zu der nicht nur, aber sicherlich auch das bei vielen ausländischen Residenten ... so verhasste Valenciano beigetragen hat.“ und sie sei mit einem „echten Valencianer“ verheiratet.
Aussagen, die meines Erachtens einer näheren Betrachtung bedürfen, denn eigentlich ist es keine Zeitungsmeldung wert, wenn jemand eine andere Sprache erlernt.
Ideologie vs. Realität
Als Ausländer in Katalonien
Unter der Überschrift „Gelungene Reaktion eines Franzosen, als er in einem Hotel in Katalonien übernachtet und man ihn auf Katalanisch anspricht“ berichtet el.Catalán.es dieses Wochenende über den Aufenthalt eines spanischsprechenden Franzosen in Katalonien.
Immer wieder passiert es, dass Separatisten meinen, dass Ausländer, die nach Katalonien kommen, Katalanisch sprechen sollen. Ich selbst kann von solchen Erlebnissen berichten. Zum Beispiel verlangte man von meinen (flüssig Spanisch sprechenden) Söhnen und mir auf einem Zeltplatz, Englisch, statt Spanisch zu sprechen. Diese Form der Kommunikation scheiterte allerdings an den mangelnden Englischkenntnissen unserer dem Separatismus huldigenden Gesprächspartner.
Juristisches Hickhack um das Celaà-Gesetz
Schritt zurück bei sprachlichen Rechten für Spanier
Mittwoch, den 19. April veröffentlichte die Organisation „Hablamos Español“ eine „Einschätzung ...zur Ablehnung der Verfassungsbeschwerde gegen das Celaá-Gesetz“.
Der Kern dieses Gesetzes bedeutet, dass der spanischen Sprache der Status als Verkehrssprache aberkannt wird. „Dies wird den Anhängern der Separatisten, sei es in Katalonien, Valencia, den Balearen oder Galicien, die Möglichkeit eröffnen, den Sprachzwang für die Regionalsprache zu erhöhen und das Spanische ganz oder noch mehr aus den öffentlichen Schulen zu verbannen.“ schrieb ich bei Verabschiedung des Gesetzes im Dezember 2020. Die Nachdenkseiten.de hatten freundlicherweise einen Artikel mit einer umfassenden Erklärung von mir dazu veröffentlicht.
Tatsächlich hat der Sprachzwang seitdem in vielen spanischen autonomen Regionen mit Regionalsprache zugenommen. Zuletzt besonders in Katalonien, wo die höchsten katalonischen und spanischen Gerichte verfügt hatten, dass den Schülern wenigstens 25% des Unterrichtes in Spanisch erteilt werden muss und wo die katalanische Regierung sich weigert, diese Urteile umzusetzen und alles tut, um jegliches Spanisch zu verbannen.
Katalan als Amtssprache in Valencia?
Offener Brief an den WDR-Rundfunkrat
Am 29. März 2023 sendete der WDR unter der Serie „Die Story“ einen Bericht über den Katalonienkonflikt: „Katalonien und die Unabhängigkeit: Ein Traum spaltet die Gesellschaft“. Dieser Beitrag ist meines Erachtens tendenziös und behauptet bezüglich der Sprachsituation in diesem Konflikt objektiv Falsches.
Ich habe deshalb einen offenen Brief an den WDR-Rundfunkrat geschrieben, der laut eigener web-site des WDR „die Interessen der Allgemeinheit“ vertritt.
Wikipedia - Chatgpt u.v.m.
Zuverlässige Daten über Muttersprachen in Spanien
In Diskussionen über den politischen Einfluss des Separatismus und des Sprachzwangs in Spanien taucht immer wieder die Frage nach zuverlässigen Daten und Fakten auf.
Als neuestes Instrument bietet sich seit Anfang 2023 chatgpt, ein Produkt der sogenannten künstlichen Intelligenz an. Ich habe es mal getestet mit der Frage: „Wieviel Prozent der Katalanen haben Spanisch als Muttersprache“
Kein Nachlassen beim Sprachzwang
Täglicher Kleinkrieg und große Politik
Fast könnte man meinen, es gäbe keinen Sprachzwang mehr in Spanien, weil alles so ruhig scheint. Leider ist das Gegenteil der Fall.
Es lohnt nur nicht, täglich jeden Einzelfall zu schildern, wenn die Aufmerksamkeit abgelenkt wird durch die große Politik. Aber auch da tut sich jetzt etwas im Europäischen Parlament, das trotz seiner fraglichen demokratischen Bedeutung nicht völlig ohne Belang ist.
Welchen Zwecken dient das?
Gendern, Wokismus und Sprachzwang
Schon vorletztes Jahr titelten verschiedene Zeitungen: VW-Konzern zwingt Angestellte zum Gendern. (Unterstreichung von mir) Damit folgte das Unternehmen nur der seit 2018 geübten Praxis von Hannover, der Hauptstadt Niedersachsens. Niedersachsen und der Bund sind aufgrund des VW-Gesetzes die wichtigsten Aktionäre von VW.
Dieses Praxis des Sprachzwangs wird mittlerweile von immer mehr (vor allem DAX-) Unternehmensvorständen, erwogen und/oder eingeführt. Trotz der Ablehnung und des Widerstandes in der Bevölkerung. Mit dem Wokismus kommt eine Liste von Wörtern dazu, die man nicht mehr benutzen darf.
Was hat das mit dem Sprachzwang verschiedener spanischer Regionalregierungen zu tun?
Fortdauernd und ermüdend
Im Sprachenstreit nichts Neues
„Im Westen nichts Neues“ ist ein Buch, dass 1930 zum ersen Mal von Amerikanern und zuletzt 2022 für Netflix auf Deutsch verfilmt wurde. Der Inhalt in Kürze: An der deutschen Westfront im ersten Weltkrieg gibt es ständige Scharmützel ohne entscheidende Geländegewinne. Die Hauptfigur, Paul Bäumer, erlebt das Sterben all seiner Kameraden, er selbst stirbt sinnnlos gegen Ende des Krieges als Letzter seiner Einheit. Der Heeresbericht von diesem Tage meldet, dass es im Westen nichts Neues gäbe.
Natürlich kann man den Sprachenstreit in Spanien nicht mit diesem Krieg vergleichen. Dennoch gibt es zwei Anknüpfungspunkte, über die sich nachzudenken lohnt.