Sprachenstreit entzweit?
Sprachenstreit und Schuldzuweisung

24. Dezember 2021

Letzte Woche erschien in den Costa-Nachrichten ein Artikel unter dem Titel: „Eine Sprache, die entzweit “. Dieser Artikel war bebildert und das Bild untertitelt: „Anhänger der rechtsextremen Partei Vox fordern in Katalonien Unterricht auf Spanisch an katalanischen Schulen.“

Auf dem Bild ist zu sehen, wie die Demonstranten ein Schild hochalten, auf dem steht: „Els nens no es toquen“, was in etwa bedeutet: Laßt die Kinder in Ruhe! Höchst sonderbar ist nur, dass die Forderung auf diesem Schild in katalanischer statt spanischer Sprache erhoben wird.

Dankbarerweise wurde mein Leserbrief dazu abgedruckt. Aber warum zusammen mit einem Artikel „Alle katalanischen Kinder machen Pipi“?


Die CBN titelte: „Eine Sprache, die entzweit“. WELCHE Sprache entzweit denn? Schon geht der Streit los!

Ganz neu ist für mich auch der von der CBN in diesem Zusammenhang verwandte Begriff „Leitsprache“ für eine Regionalsprache. Ich habe mal im Internet danach gesucht und nichts wirklich Erklärendes gefunden. Handelt es sich hier um eine Annäherung an den Begriff „Leitkultur“? Das ist ja auch ein Begriff, der lt. Wikipedia erst 1996 in die politikwissenschaftliche Debatte eingeführt und von Friedrich Merz im Jahre 2000 auf „deutsche Leitkultur“ eingeengt wurde.

Dabei gilt: Auch Kulturen entzweien nicht! Sie sind genausowenig handelnde Subjekte wie Sprachen. Falls man Leitkultur als traditionelle/herkömmliche Kultur vesteht, dann gab und gibt es auch immer invasive Kulturen. Eine Reinkultur gibt es in diesem Sinne nicht, immer gibt es historische Entwicklungen.

Ich persönlich bin ein Anhänger der englisch/amerikanischen Rock-Kultur. In meiner Jugend war das in meiner - auch noch durch den Nationalsozialismus geprägten - Umgebung durchaus Anlass für Konflikte. Negermusik? Das „gehörte verboten“ und mit Jeans durfte ich nicht zur Schule. Die Mutter meiner Frau musste durchsetzen, dass sie im kalten Winter mit Hose statt Kleid zur Schule ging. Das kann sich heute kein Jugendlicher mehr vorstellen.

Konflikte gibt es eben erst, wenn einer meint, er müsse dem anderen seine Kultur, Religion etc. aufzwingen.

Sprachen entzweien genau so wenig. Viele Politiker entzweien und wenn es um extremen Nationalismus geht, ist Sprachzwang fast so hilfreich wie Religion und Kultur. Eine einzige „leitende“ Sprache kann ich weder in Katalonien noch in Valencia erkennen und erst recht auch keinen Grund für die Behauptung oder Schaffung einer solchen. Das hat Franco mit seinem Sprachzwang für Spanisch versucht. Jetzt nutzen spanische Politiker es andersrum und bestimmte deutsche Politiker wollen uns das Gendern (als Leitsprache?) aufzwingen, das entzweit!

Die PP-Tochter in Galicien betreibt Sprachzwang für Galicisch statt Spanisch. Die PSOE-Ableger tun es ihr gleich in Katalonien, auf den Balearen und in Valencia mit dem Sprachzwang für Katalan/Valenciano/Mallorqin statt Spanisch. Was macht die PP? Anstatt ihre galicische Tochter aufzufordern, den Sprachzwang für Galicisch zu beenden, opponiert sie lediglich gegen den Sprachzwang in Katalonien. Das ist für mich Heuchelei hoch 2!

In allen spanischen autonomen Regionen mit Regionalsprachen hat die Mehrheit der ansässigen Bevölkerung Spanisch als Muttersprache. Warum nehmen sich die regionalen Regierungen das Recht heraus, dieser Mehrheit ihre Minderheitensprache aufzuzwingen und das Recht auf eine gute Ausbildung in der Muttersprache zu verwehren? Schließlich lernt man in seiner Muttersprache am besten.

Eine Lösung in diesem Konflikt kann es nur geben, wenn die Eltern statt der Politiker das Recht erhalten, über die Sprache in der Erziehung ihrer Kinder zu bestimmen. 100% Spanisch ist da genauso gut wie 100% Regionalsprache oder auch 50/50. Eine Lösung, für die die Organsation „Hablamos Español“ zur Zeit Unterschriften sammelt, für einen Gesetzesvorschlag für die Freiheit der Wahl der Sprache in der Comunidad Valencia. Auf www.hispanohablantes.es kann man erfahren: „Der Unterricht in der Muttersprache ist weder rechts noch links, einfach nur gut!“ und wo die nächste Unterschriftensammlung stattfindet, an der auch angemeldete Residenten teilnehmen können.

In Jávea haben schon viele unterschrieben. Kein Wunder bei einer Erfahrung wie der folgenden: Eltern haben bei Lehrern am ESO in Jávea (öffentliche Schule ab 6. Klasse und Unterricht überwiegend in Valenciano) darum gebeten, dass sie Informationen der Schule auch auf Spanisch bekommen und wurden aufgefordert, sie sollen sich diese Mitteilungen doch von Ihren Kindern übersetzen lassen. Eine Unverschämtheit wie der Leitfaden der EU-Kommission, „Frohe Weihnachten“ zu Gunsten von „Frohe Feiertage“ zu eliminieren.

Da wünsche ich als Atheist allen Lesern doch lieber: Frohe Weihnachten!

Ein erschreckender Kommentar


Den nebenstehenden Kommentar und das obige Bild von der Demo habe ich im Leserbrief nicht kommentiert. Hier ist Platz dafür.

Ich weiß nicht, wo das Bild des Artikels entstanden ist. Mit der Forderung „Els nens no es toquen“ zeigt sich, dass die Teilnehmer keine Berührungsängste mit der katalanischen Sprache haben. Warum auch? Man ist nicht gegen eine Sprache. Man ist gegen Sprachzwang. Es ist eine Tatsache, dass Vox-Anhänger Aktionen gegen den Sprachzwang unterstützen, also werden sie auch auf diesen Demos akzeptiert. Damit werden nicht alle Demonstranten zu Vox-Anhängern. Das grenzt an Diffamierung.

Diese Diffamierung wird auch im Kommentar deutlich. Dort heißt es: „Natürlich sind die Eltern im Recht - aber sie tragen die verrückte Welt von draußen in den heilen Mikrokosmus der Klassenzimmer hinein. Damit tun sie Unrecht. In Canet de Mar lief der Unterricht reibungslos“. Das ist hanebüchen. Man muss nur akzeptieren, dass die Kinder nicht ordentlich Spanisch lernen, dann läuft alles reibungslos? Die katalanische Regierung müsste sich ja nur an das Gesetz und sowohl an die katalanischen als auch spanischen Urteile halten, dann würde der Unterricht angepaßt und nichts störte diesen seltsamen Frieden, der deswegen immer noch voller separatistischer Indoktrination ist.

Weiter heißt es im Kommentar: „Weder aus Katalonien noch aus Valencia hörte man Kritik am Immersionsmodell“. Vergessen oder bewußt ignorant? Die CN hatten selbst schon von Demonstrationen gegen den Sprachzwang und für die Freiheit der Wahl der Sprachen in der Comunidad Valenciana berichtet.

Alle katalanischen Kinder machen Pipi! Aber dürfen sie auch?


Im nebenstehenen heute ebenfalls publizierten Artikel heißt es: „So behauptete PP-Chef Pablo Casado am Vortag, wer auf katalanischen Schulen spanisch spricht, darf nicht aufs Klo“.

Das ist vermutlich eine geschickte Zitatenfälschung. Ich war ja nicht dabei. Aber ich habe gelesen, dass er gesagt hat, die Kinder müssten auf Katalan fragen, ob sie aufs Klo dürfen. Frage sie auf Spanisch, lautet die Antwort Nein! Das paßt gut zu dem, was mir schon viele Eltern hier in der Comunidad Valenciana berichtet haben. Wenn im valencianischen geführten Unterricht, also z.B. Mathe, Sozial- oder Naturwissenschaften, eine Antwort auf Spanisch gegeben wird, wird sie als falsch bewertet.

Auf folgenes Zitat in diesem Artikel möchte ich extra hinweisen: „Dem Aufruf der Bürgerinitiative Somescola -'Wir sind Schule' folgt auch der katalanische Landespräsident Pere Aragnoès, der klipp und klar sagte: 'Unsere Schule wird nicht angetastet'. Auch separatistische Parteien ... sowie die Linkspartei Unidas Podemos vertreten das auf grünen Plakaten immer wieder zu sehende Motto 'Jetzt und immer Schule auf Katalanisch'“.

Es verrät die Denkweise der Separatisten. Es ist ihre Schule, nicht die der katalanischen Eltern und Kinder. Das Ergebnis einer Umfrage, dass „sich 28% der Schüler...außerhalb des Unterrichts nie auf Katalanisch“ unterhalten, ist kein Trost. 1. Nicht nur diese Kinder lernen nicht in ihrer Muttersprache und sind dadurch den anderen Kindern gegenüber benachteiligt, was sich auf die Noten auswirkt und 2. lernen sie ihre eigene Muttersprache nur als Fremdsprache, was nicht ausreicht, um die Fähigkeiten zu erlangen, die man als Beherrschung einer Kultursprache versteht.



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