Ein Artikel aus der CBN

Eine Bereicherung, die spaltet


Marí Àngels Casas Galán lehrt Valenciano in Alicante - Die wenigsten ihrer Schüler kommen freiwillig.

Marí Àngels Casas Galán hat hispanische Philologie studiert und unterrichtet Valenciano an der staatlichen Sprachschule Escuela Oficial de Idiomas (EOI) in Alicante. Wie ihre Schüler musste auch sie die valencianische Rechtschreibung erst mühsam lernen. Im 2.000 Einwohner Örtchen Real de Montroi in der Provinz Valencia, wo die Lehrerin aufwuchs, wurde zwar Valenciano gesprochen, in der Schule aber nur Castellano, also Spanisch, unterrichtet - unter Franco die einzige geduldete Sprache. Später, nacgh dem Ende der Diktatur, war Katalanisch oder Valencianisch zwar nicht mehr verboten, aber in den anderen Bildungsschichten „als Dorfsprache“ zumindest verpöhnt. Heute ist das anders, sagt Casas, das habe Vor- und Nachteile.

CBN: Während der Diktqtur Francos verschwand die valencianische Sprache von der Straße, aus dem Bildungssytem und großen Teilen der Gesellschaft - erlebt sie gerade wieder einen Aufschwung?

Marí Àngels Casas Galán: Gezwungenermaßen, das ist die aktuelle Landespolitik. Einerseits halte ich das für positiv - Sprache ist immer eine Bereicherung - andrerseits sollte man Eltern, Schülern oder öffentlichen Angestellten die Wahl lassen. Als ich ein junges Mädchen war, riet mir meine Mutter, beim Ausflug in die Stadt besser nicht Valencianisch zu sprechen, weil man mich sonst für ein „Dorfmädchen“ halten würde. Wer etwas erreichen sollte, musste Castellano sprechne - die Sprache der Macht, der Kirche und der Bildung. Die Oberschicht wollte verhindern, dass die Leute Valenciano sprechen. Meiner Mutter habe ich zu verdanken, dass Franco das aber nicht gelang: Zuhause sprachen wir Valenciano. Heute ist das auch unter jungen Leuten wieder mehr verbreitet, aber dazu gezwungen werden sollte niemand.

Ihre Schüler sitzen demnach größtenteils nicht freiwillig im Unterricht?

Ich würde tatsächlich sagen, 90 Prozent kommen, weil sie mehr oder weniger dazu gezwungen sind. Die meisten, weil sie irgendwann einmal im öffentlichen Dienst arbeiten wollen, wo Valenciano mittlerweile Grundvoraussetzung ist. Die verbleibenden zehn Prozent setzen sich zusammen aus persönlich Interessierten, Fans von Joan Manuel Serrat, die seine Liedtexte verstehen möchten, oder älteren Katalanen, die die Rechtschreibung ihrer Muttersprache lernen möchten.

Sie sprechen von Katalanen, wo liegt der Unterschied zwischen Katalanisch und Valencianisch?

Auch wenn das mancher Katalane oder Valenciano nicht wahr haben will, linguistisch gesehen handelt es sich um ein und dieselbe Sprache. Das ist vergleichbar mit Amerikanern und Briten. Beide sprechen Englisch, sie unterscheiden sich nur in der Aussprache oder einzelnen Wörtern. Schuld an dem ewigen Konflikt hat die Politik, die die Abgrenzung zwischen beiden Sprachen offenbar will.

Wo liegen die Schwierigkeiten für die, die Katalanisch oder Valenciano lernen möchten?

Man muss da wischen Spanisch-Muttersprachlern und allen anderen unterscheiden. Die Spanier tun sich häufig schwer, weil die Strukturen ähnlich sind, wie in ihrer Sprache. Ich habe jahrelang als Lehrerin den Fehler gemacht, meinen Schülern zu sagen, ein Wort oder eine grammatikalische Regel sei „wie im Castellano“. Hören die Schüler das, lehnen sie sich zurück, ganz nach dem Motto „Spanisch kann ich, dann ist das ja einfach“. Das Problem ist, dass die Muttersprachler ihre eigene Sprache meist nicht bewusst sprechen, das heißt, Grammatik und Wortschatz automatisch anwenden ohne über kausale Zusammenhänge nachdenken zu müssen. Wer Spanisch allerdings als Fremdsprache gelernt hat, musste sich irgendwann einmal mühsam mit Grammatik, Aussprache und Rechtschreibung auseinandersetzen. Oft haben meine ausländischen Schüler deshalb sogar Vorteile.

Der Sprachkonflikt wird in Spanien immer mehr zur ideologischen Auseinandersetzung, bestes Beispiel: die katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen.

Unsere vier Sprachen - Castellano, Katalanisch, Galicisch und Baskisch - empfinde ich als enorme Bereicherung. Auf politischer Ebene spalten sie jedoch. Dass sich daraus links-nationalistische Ideen wie in Katalonien entwickeln und sich auf der anderen Seite zum Teil rechte Bewegungen der spanischen Flagge bemächtigen und sie als Symbol missbrauchen, finde ich besorgniserregend.

Wir danken der CBN für die Erlaubnis, diesen Artikel zu veröffentlichen.

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