Sie haben uns Rassisten und Faschisten genannt
Europäische Mission in Katalonien

23. Dezember 2023

„Katalan ist nicht in Gefahr“ ist eine der Aussagen, die Yana Toom, die estnische Präsidentin der 12-köpfigen europäischen Kommission beim offiziellen Besuch in Katalonien gemacht hat.

Der Besuch in Katalonien wurde in dieser Woche abgeschlossen. Dabei wurde die Kommission durch die Regierung Kataloniens in ihrer Arbeit behindert. Die Euro-Abgeordneten, die die linguistische Immersion in den Schulen prüfen sollten, wurden von Separatisten mit Vorwürfen überzogen. Das reichte vom Faschismusvorwurf («Nos han llamado racistas y fascistas») bis dahin, sie seien durch die die PP manipuliert worden.

Laut ABC.es erklärte Yana Toom, „dass das Treffen, das die Mitglieder der Mission mit den Direktoren der beiden von ihnen besuchten Schulen abhielten, 'kein freier Meinungsaustausch war', weil die Vertreter der Generalitat, die ohne Einladung erschienen, 'anstelle der Direktoren antworteten'“.1

ElDebate.com meldete, dass sich Eltern zufrieden zum Treffen mit der Kommission zeigten, während die separatistisch dominierte Lehrergewerkschaft USTEC die Immersion aus voller Kehle verteidigte. Der Artikel schlussfolgerte, die europäische Mission habe die Unabhängigkeitsbewegung in Aufruhr versetzt.

Unter den Ausssaqen der Kommission, die ihren abschließenden Bericht erst in einem viertel Jahr machen wird, ist nichts, was den Lesern dieses Blogs neu wäre. Zum Beispiel:

* “...dass es in den Schulen der Autonomen Gemeinschaft 'keine Zweisprachigkeit gibt'“
* “...traurige und arme PISA Resultate in katalanischen Schulen“
* “... dass Katalanen sich an die Justiz wenden müssen, damit ihre Kinder auf Spanisch lernen können“

Bleiben zwei Anmerkungen:

Katalan in Gefahr - ja und?

Mit ihrer Bemerkung, Katalan sei nicht in Gefahr, bezieht sich Yana Toom vermutlich auf die Tatsache, dass katalanische Separatisten häufig mit dieser Behauptung Alarm auslösen und sich erneut als Opfer aufspielen wollen.

Katalan ist eine der drei Amtssprachen2 in Katalonien. Es ist wie jede andere Sprache nur ein Werkzeug menschlicher Kommunikation. Sicherlich ein besonderes Werkzeug, wie mit Musik kann man damit Gefühle ausdrücken und auslösen. Und wie jedes Werkzeug ist es Änderungen und Anpassungen unterworfen, was man wohl kaum als Gefahr bezeichnen kann. Alle Sprachen, die heute existieren, werden irgendwann ganz oder in der Form, in der sie heute benutzt werden, vergessen werden. Wer sich dieser Vergänglichkeit nicht bewußt ist, lese doch bitte mal auf althochdeutsch: “Fater unseer, thu pist in himile, uuihi namun dinan...“.3

Etwas völlig anderes ist das Recht der Menschen, in ihrer Muttersprache zu kommunizieren. Um dieses Menschenrecht sollte es der Kommission gehen und man kann nur hoffen, dass ihr endgültiges Urteil, das in einem viertel Jahr erwartet wird, in diese Richtung gehen wird. Die Kommission wird feststellen müssen, dass das Recht, sich auf Spanisch auszudrücken, in Katalonien unterdrückt wird. Absurderweise ist Katalan die Sprache, die der Mehrheit der Spanier vor allem in Katalonien, Valencia und auf den Balearen aufgezwungen werden soll.

Sprachzwang und Beschimpfung

In einem Zeitungsartikel wird angemerkt: “Die Sprecherin des Europäischen Parlaments bedauert den Druck, der von der Unabhängigkeitsbewegung auf die Gegner der Immersion ausgeübt wird: 'Sie haben uns als Rassisten und Faschisten bezeichnet'.“

Ich würde den Mitgliedern der Kommission empfehlen, sich einmal als „normale“ Menschen unerkannt in Katalonien oder Valencia zu bewegen. Wenn sie an bestimmte Anhänger von PSOE oder Compromís4 geraten, werden sie schnell merken, dass Argumente zu nichts führen. Die Beschimpfung als Faschist habe ich persönlich immer wieder gemacht, vor allem wenn ich die Organisation „Hablamos Español“ bei ihren Unterschriftssammlungen auf der Straße unterstützt habe.

„Hablamos Español“ ist eine parteilose Organisation, die u.a. für folgende Forderungen eintritt:
* Freie Wahl der Sprache
* Freie Wahl der Unterrichtssprache durch die Eltern
* Spanien ohne sprachlichen Barrieren
* Stop der sprachlichen Diktatur

Auf der web-site dieser Organisation findet sich eine umfangreiche Dokumentation der sprachlichen Diktatur gegen Spanischsprecher in autonomen Regionen Spaniens mit Regionalsprache durch Politiker aller Couleur, konservativ und sozialistisch.

Jüngste Nachrichten

1.
Aus dem Treffen am 21. Dezember zwischen dem sozialistischen Sánchez und dem katalanischen Präsidenten Aragonès geht hervor, man wolle ein Gesetz der Mehrsprachigkeit verabschieden, um die verschiedenen Amtssprachen zu schützen. Aragonès hob hervor, es habe besondere Bedeutung, um die Sprecher von Katalan und das Erziehungssystem der Immersion in Katalonien zu schützen. Also genau das System, das die Europäische Kommission kritisiert.

2. Zu den letzten Nachrichten gehört leider auch diese Schlagzeile der valencianischen Las Provincias: “Hablamos Español wirft der PP und VOX ebenfalls vor, ihr Gesetz zum Schutz der spanischen Sprache zu behindern.“ Vor der Wahl hatten die beiden konservativen Parteien Hablamos Español in ihrem Begehren gegen die Behinderungen der damaligen Regierung noch unterstützt. Im Text des Artikels heißt es übrigens im Unterschied zum Titel dann richtigerweise: “para blindar la enseñanza del castellano en los colegios de la Comunitat.“ (den Unterricht des Kastilischen (Spanischen) in den Schulen der Comunitat zu schützen.) Es geht eben nicht um den Schutz einer Sprache, sondern um den Schutz der Rechte der Bürger.

Aber die Parteien, von VOX über PP, PSOE etc. bis zu den Grünen sind nur an den Stimmen interessiert. Nach der Wahl wird das Volk bevormundet, weil die Politiker ja besser wissen, was gut für das dumme Volk ist. Nennt man Demokratie, oder?

Die Kommission sollte ihre Inspektion in Spanien ausdehnen, obwohl, auch bei denen handelt es sich um Berufspolitiker und wachsame Skepsis bleibt angebracht.
Fußnoten

1 im Original: “'no fue un intercambio libre de pareceres' porque los representantes de la Generalitat que aparecieron sin esperárseles 'contestaron en boca de los directivos'“

2 Spanisch (Castellano), Katalan und Arranes sind die drei katalanischen Amtssprachen.

3 Es ist der Beginn des „Vater Unser". Meine Großeltern schrieben noch Sütterlin und ich lernte es in der Schule. Die Jüngeren wissen meist gar nicht, was das ist und können es nicht lesen!

4 Compromís ist eine politische Vereinigung von valencianischen Regionalparteien. Dazu gehört der Bloc Nacionalista Valencià und die Verds Equo del País Valencià, also quasi die Grünen. Diese Vereinigung versteht sich selbst als links, was gerne bezweifelt werden darf. Compromís hat in der Vergangenheit zusammen mit der PSOE die Regionalregierung in Valencia gestellt.

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Sprachdiktat in Katalonien und Valencia
Was sagen die Verfassungen?
Migration als Ursache?
Indoktrination und Korruption

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Schnelleinführung in den Katalonienkonflikt

Aus einem Artikel auf kenfm.de im Okober 2019 zum Artikel

Sprachen in Spanien
Spanisch, Baskisch, Katalan, Mallorquin, Valenciano etc.

Mythen und Täuschungen des katalanischen Nationalismus

Peredo Alvaro hat auf der homepage "piratas&emperadores" die Mythen und Täuschungen der katalanischen Nationalisten aufgedeckt.

Hier finden Sie die Übersetzung

Die Strategie der Rekatalanisierung

1980 veröffentlichte "El Periodico" ein geheimes Strategiepapier der katalanischen Regierung. Es zeigt in erschreckender Weise die tatsächliche Geisteswelt der separatistischen Führer auf

Jetzt liegt es in deutscher Übersetzung vor

Pankatalanismus
Kataloniens imperialer Anspruch

Die katalanische Regierung exportiert den Konflikt, in dem sie in den anderen Gemeinschaften, in den Katalanen leben, alle Bestrebungen zur Zerstörung Spaniens unterstützt.
Ein wichtiges Instrument ist dabei die Errichtung einer Sprachdiktatur, die sich nicht scheut, die gleichen Mittel wie Franco einzusetzen.

Separatistische Indoktrination

Die Lehrergewerkschaft AMES veröffentlichte 2017 eine Untersuchung über Schulbücher, wie sie in Spanien und in Katalonien zum gleichen Thema erschienen. In dieser Untersuchung wird die Indoktrination deutlich, wie sie von den Separatisten betrieben wird. Sie ist jetzt auf Deutsch übersetzt

zur Untersuchung^

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