Katalan als Amtssprache in Valencia?
Offener Brief an den WDR-Rundfunkrat

31. März 2023

Am 29. März 2023 sendete der WDR unter der Serie „Die Story“ einen Bericht über den Katalonienkonflikt: „Katalonien und die Unabhängigkeit: Ein Traum spaltet die Gesellschaft“. Dieser Beitrag ist meines Erachtens tendenziös und behauptet bezüglich der Sprachsituation in diesem Konflikt objektiv Falsches.

Ich habe deshalb einen offenen Brief an den WDR-Rundfunkrat geschrieben, der laut eigener web-site des WDR „die Interessen der Allgemeinheit“ vertritt.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich beschwere mich über Ihren Beitrag vom vergangenen Mittwoch unter dem Titel „Katalonien und die Unabhängigkeit: Ein Traum spaltet die Gesellschaft“, weil ich, jetzt seit beinahe 25 Jahren mit Kindern und Enkeln in Spanien lebend, von den Auswirkungen dieses Konfliktes direkt betroffen bin und diesen Beitrag als tendenziös ansehe.

Der Beitrag erscheint bei flüchtiger Betrachtung durchaus neutral. Es kommen sowohl Separatisten als auch Unionisten im Rahmen der Sendezeit ausführlich zu Wort und der Beitrag läßt zum Schluß einen Katalanen zu Wort kommen, der sich nicht eindeutig für oder gegen die Unabhängigkeit entscheiden kann. Zunächst erfreulich, als es um ca. 03:40 aus dem Off heißt: „Die Sprache spielt eine besonders wichtige Rolle für das Selbstverständnis, eine eigene Nation zu sein“. Wer jedoch erwartet, dass der Beitrag demgemäß auch über den Sprachzwang in Spanien berichtet, wird massiv enttäuscht.

Katalonien hat drei Amtssprachen, Aranesisch, Katalan und Spanisch. In öffentlichen Schulen können die spanischsprachigen Kinder nur bedingt in ihrer Muttersprache lernen. (Lt. Wikipedia gaben 54,99% der Katalanen im Jahre 2008 Spanisch als ihre Muttersprache an.) Straßenbeschilderungen gibt es nur auf Katalan, nicht anders in Amtsstuben und wer als Unternehmen oder kleiner Barbesitzer vergißt, neben Spanisch in Katalan zu annoncieren (umgekehrt gilt das nicht!), wird mit Geldstrafen überzogen. Das erfährt man im Beitrag nicht und die Auswahl der im Beitrag zu Wort kommenden Katalanen läßt schon nichts Gutes erwarten.

Da ist unter anderem Marta Rosique, eine junge, adrette Parlamentarerin auf der Seite der Separatisten und auf der anderen Seite sind ein paar Alte, „die es nicht bei Demonstrationen belassen“(ca. 18:00) und die als Reinigungstruppe vermummt und nachts unterwegs sind. Zwar wird im Beitrag (ab ca. 19:59) daraufhingewiesen, dass dieser Trupp an Rathäusern illegal aufgehängte Separatistenfahnen beseitigt, aber man hätte ja auch zeigen können, in welch unglaublichen Ausmass die „sauberen“ Separatisten öffentliche Einrichtungen, Straßen, Schulen etc. mit Graffiti aller Art verschmutzen. Stattdessen wird die Anführerin des Reinigungstrupps gezeigt, wie sie die „Beute“ (22:00) des Trupps in Empfang nimmt. Beute(!) soviel zur Sprache.

Bezüglich des von den Separatisten organisierten Referendums von 2017 werden Bilder der Polizeigewalt gezeigt, bei der Urnen beschlagnahmt wurden. Marta Rosique bekommt anschließend genügend Gelegenheit, sich darüber auszulassen. Es sei eine Gewalt „gegen die Katalanen“ kann sie behaupten, obwohl sich diese staatliche Gewalt nicht gegen die Katalanen, sondern gegen die illegal handelnden Separatisten richtete.

Was nicht zu Wort kommt ist die intelligente Propagandaschau der Separatisten, die die Ereignisse dazu nutzten, sich wieder als Opfer zu präsentieren. Die katalanischen Krankenhäuser wurden sogar angewiesen, auch diejenigen als Opfer zu zählen, die im Fernsehen Angriffe der Polizei sahen und deshalb Angst bekamen, wie El Mundo am 8.10.2017 berichtete. Der englische Guardian berichtete am gleichen Tag: „Violence in Catalonia needed closer scrutiny in age of fake news“ und wurde durch die Washington Post ergänzt: „How fake news helped shape the Catalonia independence vote“

Die separatistische Opferrolle kommt auch im weiteren Beitrag nicht zu kurz. Eine Gruppe älterer und sympathischer katalanischer Damen erinnert an die Franco Diktatur und aus dem Off wird kommentiert: „Katalonien als Hochburg der demokratischen Republikaner wurde während der Diktatur besonders unterdrückt.“ Hochburg? Das gesamte republikanische Spanien kämpfte gegen Franco, es gab keinen Krieg Francos gegen die Katalonen! Die Katalanen waren in Faschisten und Republikaner wie ganz Spanien gespalten, der Kampf der katalanischen Nationalisten unter den Republikanern war häufig sogar hinderlich.

Der Beitrag wird auch weiterhin unterlegt durch einen Aufzug der rechtsextremen Falangisten in Madrid und die Rolle der rechtspopulistischen VOX, die die katalanischen Unionisten unterstützt. Was dementsprechend fehlt, ist jeglicher Bezug auf rechte Separatisten.

Oriol Junqueras, Präsident der sich links gerierenden ERC (Republikanische Linke Kataloniens) seit 2011, schrieb noch 2015 in rassistischer Tradition seines Vorgängers Herribert Barrera: „Die Katalanen haben mehr genetische Nähe zu den Franzosen als zu den Spaniern; mehr zu den Italienern als zu den Portugiesen und ein bißchen zu den Schweizern. Während die Spanier mehr Nähe zu den Portugiesen haben als zu den Katalanen und wenig zu den Franzosen.“ Barrera hatte 2001 in einem Buch geschrieben: „Der Intelligenzquotient der Neger in den US ist geringer als der der Weißen“

Ich will den Lesern dieses Briefes weitere Details der letztlich einseitigen Darstellung ersparen und komme zurück zur Sprachenproblematik, die - abgesehen von Francos Verboten - nur zweimal kurz angedeutet wird. Ungefähr 24:57 heißt es: „in den Schulen wird fast ausschließlich Katalanisch gesprochen.“

Es ist nicht richtig, dass in den Schulen fast ausschließlich Katalan gesprochen wird. Richtig ist, dass es Urteile der höchsten Gerichte von Spanien und Katalonien gibt, dass der Unterricht wenigstens zu 25% auf Spanisch statt Katalan erfolgen muss. Richtig ist auch, dass die katalanische Regierung sich weigert, diese Urteile umzusetzen. Richtig ist wahrscheinlich auch, dass die Mehrheit der katalanischen Schüler in den Pausen Spanisch spricht, weshalb ihnen hinterherspioniert wird. Los 'espías del recreo' preparan una gran campaña „en los patios“ de Cataluña Die 'Pausenspione' bereiten eine große Kampagne „in den Schulhöfen“ Kataloniens vor, titelte El Mundo am 3. September 2019. Eine Kampagne, die auch in Valencia versucht wurde und damit kommen wir zum Bericht der Reise Marta Rosiques in die Autonome Region Valencias.

13:08 heißt es: „Obwohl man auch hier Katalanisch spricht, das sogar seit Jahren Amtssprache ist, will Rosique für den Erhalt der Sprache demonstrieren.“ Ein einfacher Blick in die valencianische Verfassung, articulo sexto zeigt; dass die Amtssprachen Valencias Valenciano und Spanisch sind, nicht Katalan! Das neudeutsche Wort für diesen Teil des WDR-Beitrages lautet fake-news!

Aber diese fake-news verbreiten die Separatisten gerne und so heißt es ab 13:20: „Für die Separatisten definieren Sprachgrenzen das Territorium der erträumten Republik. Deshalb erheben sie auch Anspruch auf Valencia und die Balearen, wo katalanische Dialekte gesprochen werden.“ Mal abgesehen davon, dass umgekehrt sehr viele Valencianer das Katalanische als valencianischen Dialekt begreifen und gegen diese imperialen Ansprüche der Separatisten auf den Straßen demonstrieren. Wenn Sprachgrenzen das Territorium einer Republik entscheiden, ist es dann keine rechte Politik mehr, wenn man Österreich heim ins Reich holen will?

Ich bin auf Ihre Antwort gespannt.

Mit freundlichen Grüßen aus dem valencianischen Jávea

Helmut Jutzi
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Schnelleinführung in den Katalonienkonflikt

Aus einem Artikel auf kenfm.de im Okober 2019 zum Artikel

Sprachen in Spanien
Spanisch, Baskisch, Katalan, Mallorquin, Valenciano etc.

Mythen und Täuschungen des katalanischen Nationalismus

Peredo Alvaro hat auf der homepage "piratas&emperadores" die Mythen und Täuschungen der katalanischen Nationalisten aufgedeckt.

Hier finden Sie die Übersetzung

Die Strategie der Rekatalanisierung

1980 veröffentlichte "El Periodico" ein geheimes Strategiepapier der katalanischen Regierung. Es zeigt in erschreckender Weise die tatsächliche Geisteswelt der separatistischen Führer auf

Jetzt liegt es in deutscher Übersetzung vor

Pankatalanismus
Kataloniens imperialer Anspruch

Die katalanische Regierung exportiert den Konflikt, in dem sie in den anderen Gemeinschaften, in den Katalanen leben, alle Bestrebungen zur Zerstörung Spaniens unterstützt.
Ein wichtiges Instrument ist dabei die Errichtung einer Sprachdiktatur, die sich nicht scheut, die gleichen Mittel wie Franco einzusetzen.

Separatistische Indoktrination

Die Lehrergewerkschaft AMES veröffentlichte 2017 eine Untersuchung über Schulbücher, wie sie in Spanien und in Katalonien zum gleichen Thema erschienen. In dieser Untersuchung wird die Indoktrination deutlich, wie sie von den Separatisten betrieben wird. Sie ist jetzt auf Deutsch übersetzt

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