Fortdauernd und ermüdend
Im Sprachenstreit nichts Neues

22. Januar 2023

„Im Westen nichts Neues“ ist ein Buch, dass 1930 zum ersen Mal von Amerikanern und zuletzt 2022 für Netflix auf Deutsch verfilmt wurde. Der Inhalt in Kürze: An der deutschen Westfront im ersten Weltkrieg gibt es ständige Scharmützel ohne entscheidende Geländegewinne. Die Hauptfigur, Paul Bäumer, erlebt das Sterben all seiner Kameraden, er selbst stirbt sinnnlos gegen Ende des Krieges als Letzter seiner Einheit. Der Heeresbericht von diesem Tage meldet, dass es im Westen nichts Neues gäbe.

Natürlich kann man den Sprachenstreit in Spanien nicht mit diesem Krieg vergleichen. Dennoch gibt es zwei Anknüpfungspunkte, über die sich nachzudenken lohnt.

Sprachenstreit als sinnloser Kampf

Seit Monaten gibt es einen „Kleinkrieg“ bezüglich des Spanischunterrichts an katalanischen Schulen. Die höchsten katalanischen und spanischen Gerichte haben schon lange entschieden, dass Katalonien wenigstens 25% Spanischunterricht für die Schüler gewähren muss. Das kümmert die katalanische Regierung nicht, die dank der durch die Corona-Politik verursachten dramatisch geringen Wahlbeteiligung bei den letzten Kommunalwahlen die Regierung stellt.

Die Nachrichten sind voll von diesen Scharmützeln. Aus den letzten Tagen: „Befürworter der Zweisprachigkeit fordern den TC auf, dringend eine Entscheidung über 25 % der Zweisprachigkeit zu treffen“
oder:
„Hablamos Español fordert die Gemeinden in Katalonien, den Balearen und Galicien auf, einsprachige Verkehrsschilder zu ändern“, weil es die häufig nur in der Regionalsprache gibt.

Ein Streit, der bis ins Kleinste geht. So titelt die PSOE-nahe Zeitschrift El País auf Spanisch „El Portitxol de Xàbia, de los fenicios a Instagram“ (Portitxol in Xàbia, von den Phöniziern bis Instagram). Der Trick: Mein Heimatort heißt auf Spanisch Jàvea und nicht Xàbia, das ist Valenciano. Und Portixol ist Portichol. Es ist so, als ob man auf Deutsch plötzlich liest: „Chóśebuz, ist eine kreisfreie Universitätsstadt mit 98.359 Einwohnern in Serbski sedleński rum“. Chóśebuz ist der sorbische Name von Cottbus im zweisprachigen (deutsch/sorbisch) Gebiet in Brandenburg.

In Valencia zuckt die Regierung nur mit den Schultern, wenn sie liest: „Mehr als hundert Familien wandern aufgrund des Valenciano-Zwangs in Alicante zu Schulen in Murcia ab“ Das sind nur die wenigen Familien, die es sich leisten können.

Spanische und regionalistische Politiker fördern den Sprachenstreit für ihre Zwecke. Regionalistische Fanatiker greifen das auf, während die Masse der Spanier, besonders aber die Schüler unter dem Sprachdiktat leiden. Unternehmen in Katalonien werden sogar bestraft (Burger King hatte es im November „erwischt“), wenn sie es versäumen, auf Katalan zu beschriften oder werben, für öffentlichen Aufträge bleiben sie sowieso unberücksichtigt.

So geht es Tag für Tag. Nichts wirklich Neues.

In Frankreich sind am Wochenende 400.000 Menschen gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Macron auf die Straße gegangen. Der Kampf gegen Energieknappheit und Inflation hat in Spanien bisher nicht den Weg auf die Straße gefunden. Dafür haben die Separatisten gegen das Treffen des spanischen Präsidenten Sánchez mit dem französischen Präsidenten zum Abschluß eines Freundschaftsvertrages in Barcelona wütend demonstriert, denn Barcelona sei ja katalanisch und habe damit nichts zu tun. Insofern erfüllt der Sprachenstreit und der Separatismus wohl doch seinen Sinn oder Zweck, oder?

Sprachzwang als Kampf- und Kriegsgrund

Sprachenstreit ist nicht immer, aber häufig der Anlaß oder der Beginn für Kriege und Bürgerkriege. Ich hatte schon 2019 mit sechs Aufsätzen zum Thema „Sprachzwang und Demokratie“ darauf aufmerksam gemacht. Sprachzwang und kulturelle Indoktrination sind Mittel zur totalen Unterwerfung anderer Völker und Ethnien.

Letztens bin ich durch zwei Artikel noch einmal auf diese Tatsachen aufmerksam geworden.

In einem Artikel über Korea heißt es für die Zeit der japanischen Besetzung während des zweiten Weltkrieg u.a.: „Die japanische Regierung krempelte überdies das koreanische Bildungs- und Erziehungssystem drastisch um. Koreanisch wurde aus dem Lehrplan der koreanischen Schulen gestrichen. Die Schüler waren fortan gezwungen, stattdessen Japanisch zu lernen. Öffentliche Verlautbarungen mussten jetzt in Japanisch geschrieben sein, koreanische Geschichte durfte nicht mehr gelehrt werden. Koreanern ward es untersagt, öffentlich ihre Sprache zu sprechen. Noch demütigender war für die Menschen der Erlass aus Tokio, ihre Namen zu japanisieren. Aus Protest gegen diese Politik der Besatzer verübten viele ältere Leute Selbstmord. Sie ertrugen es nicht, die mit ihrem Namen verknüpfte Familiengeschichte und Ahnenreihe preisgeben zu müssen.“

In einem anderen Artikel vom 20. Januar 2023 wird berichtet, dass Ungarn fordert: „Kiew muss 'die Gräueltaten gegen die Ungarn sofort (...) beenden'“. In diesem Artikel wird erläutert: „2021 wurde in der Ukraine ein Rassengesetz eingeführt, das die ukrainischen Staatsbürger nach ihrer Ethnie in drei Kategorien mit unterschiedlichen Rechten einteilt. Außerdem wurde in der Ukraine ein Sprachengesetz erlassen, das die Nutzung der Sprachen der ethnischen Minderheiten unter Strafe stellt.“ Im Januar hatte schon Rumänien protestiert, das neben Ungarn und Russen die dritte Ethnie in der Ukraine ist, die von diesem Rassegesetz betroffen ist.

Wenn es keinen Sprachenzwang gibt, ist das kein Beweis für demokratische Verhältnisse. Umgekehrt gilt aber, wo Bürger behindert werden, ihre Sprache und Kultur zu gebrauchen, kann von Demokratie höchstens sehr eingeschränkt die Rede sein.

Insofern muss man sowohl der spanische Regierung und den spanischen Mehrheitsparteien (PP,PSOE,Cs etc.) mit ihren Regionalablegern in den entsprechenden autonomen Gebieten, als auch die Separatisten und Anhängern der paises catalanes ein negatives Zeugnis ausstellen. Madrid tut nichts, um die Rechte der spanischen Muttersprachler wirksam zu schützen. Im Gegenteil, durch den Kampf für 25% Spanisch behindert sie effektiv, dass die Mehrheiten vom Sprachzwang zur jeweiliegen Regionalsprache befreit werden. Zugegeben, nichts Neues!


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Ein Buch das u.a. enthüllt:
Sprachdiktat in Katalonien und Valencia
Was sagen die Verfassungen?
Migration als Ursache?
Indoktrination und Korruption

Die Papierversion ist jetzt im Verkauf
Costa Blanca Nachrichten oder
direkt beim Autor

Schnelleinführung in den Katalonienkonflikt

Aus einem Artikel auf kenfm.de im Okober 2019 zum Artikel

Sprachen in Spanien
Spanisch, Baskisch, Katalan, Mallorquin, Valenciano etc.

Mythen und Täuschungen des katalanischen Nationalismus

Peredo Alvaro hat auf der homepage "piratas&emperadores" die Mythen und Täuschungen der katalanischen Nationalisten aufgedeckt.

Hier finden Sie die Übersetzung

Die Strategie der Rekatalanisierung

1980 veröffentlichte "El Periodico" ein geheimes Strategiepapier der katalanischen Regierung. Es zeigt in erschreckender Weise die tatsächliche Geisteswelt der separatistischen Führer auf

Jetzt liegt es in deutscher Übersetzung vor

Pankatalanismus
Kataloniens imperialer Anspruch

Die katalanische Regierung exportiert den Konflikt, in dem sie in den anderen Gemeinschaften, in den Katalanen leben, alle Bestrebungen zur Zerstörung Spaniens unterstützt.
Ein wichtiges Instrument ist dabei die Errichtung einer Sprachdiktatur, die sich nicht scheut, die gleichen Mittel wie Franco einzusetzen.

Separatistische Indoktrination

Die Lehrergewerkschaft AMES veröffentlichte 2017 eine Untersuchung über Schulbücher, wie sie in Spanien und in Katalonien zum gleichen Thema erschienen. In dieser Untersuchung wird die Indoktrination deutlich, wie sie von den Separatisten betrieben wird. Sie ist jetzt auf Deutsch übersetzt

zur Untersuchung

Demokratie und Sprachzwang


Ein Aufsatz in 6 Teilen über die potentiell gewaltauslösende Wirkung von Sprachzwang mit Beiträgen aus Südafrika, Katalonien, Ukraine und Frankreich.

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