Es gibt noch viel zu tun
Offene Fragen nach diesem Aktionstag

19. September 2022

Trotz einer Teilname von nur wenigen Tausenden auf der Demonstration der Organisation „Escuela para Todos“ (Schule für Alle) in Barcelona, wenigstens 25% Spanischunterricht in Kataloniens Schulen durchzusetzen, berichteten die spanischen Mainstreammedien wohlwollend. Die Organisation „Hablamos Español“, die diese Demonstration vor Ort und mit zusätzlichen Aktionen in 13 spanischen Städten und in Brüssel unterstütze, fand meines Wissens nirgends Erwähnung.

„Hablamos Español“ hatte diese Demonstration unterstützt, obwohl sie 25% Spanischunterricht nur als Minimalforderung ansieht und das Recht auf Freiheit der Wahl der Sprache in allen Regionen Spaniens fordert. Ein Spötter auf der verregneten Untersützungsaktion in Valencia (Bild) meinte gar, 25% Spanisch, das klänge wie die Forderung von Sklaven nach weniger Peitschenhieben.

Wie könnte man die Lage einschätzen?

Es gab beeindruckende Demonstrationen mit Hunderttausenden von Teilnehmern für die Unabhängigkeit von Katalonien von Spanien in der Vergangenheit. Am 11. September diesen Jahres versammelten sich jedoch nur noch 150.000 zur Diada, quasi dem Nationalfeiertag der Separatisten in Barcelona. Die Assemblea Nacional Catalana (ANC = Nationalversammlung Kataloniens) „schürte den Bruch mit den politischen Parteien“, wegen deren verhaltenen Forderungen nach Unabhängigkeit, meinte El País.

Wenn man nun eine starke Beteiligung bei der Demonstration der „Escuela para Todos“ erwartete, so musste man doch angesichts der „wenigen“ Tausenden enttäuscht sein.

Eine Verantwortliche von „Hablamos Español“ aus Valencia teilte mir mit: „Hinter der 'Escuela para Todos' stehen politische Parteien. Sie verteidigen den obligatorischen zweisprachigen Unterricht, der eine weitere Form des Sprachzwangs darstellt. „Hablamos Español“ verteidigt das nicht, wir verteidigen die freie Wahl der Sprache, und das kollidiert mit der Zweisprachigkeit und den Prozentsätzen.

Gestern haben wir unser Banner für die Freiheit der Sprachwahl aufgestellt, aber weder die Organisatoren noch die Politiker mochten das, weil alle Parteien, PP und PSOE, die Freiheit der Sprachwahl nicht wollen, nur Vox unterstützt uns. Andererseits werden alle oder fast alle Medien von den politischen Parteien bezahlt, deshalb werden wir kaum erwähnt.“


Tatsächlich scheinen die Möglichkeiten der Spaltungen in Spanien nach dem Motto „divide et impera“ (Teile und herrsche) unbegrenzt. Erst am 16.09.22 berichtete El Mundo: „Die PP schlägt (für die valencianische Gemeinschaft) ein dreisprachiges Modell vor: Basis Valencianisch, Basis Kastilisch und nur Kastilisch in kastilischsprachigen Gebieten.“. Man erwartet also, dass sich die entsprechenden Gebiete Valencias nicht mehr an Aktionen für die Freiheit der Wahl der Sprache beteiligen.

Zum Verständnis der PP sollte man außerdem wissen, dass der jetzige Führer der PP, Alberto Núñez Feijóo, als Präsident Galiciens die führende Figur des Sprachzwangs für Galicisch in Galiciens ist.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der Hinweis eines Demonstranten in Valencia, dass die USA den Separatismus überall in der Welt, heimlich oder offen, unterstützen, weil ihnen die Weltherrschaft mit vielen kleineren Staaten leichter fallen würde. Er verwies dabei auf die Angst vieler Spanier, das gleiche Schicksal wie in Jugoslawien zu erleiden. Das bleibt allerdings auch eine offene Frage angesichts der Tatsache, dass der Einfluß der USA in Spanien längst nicht so groß ist wie beispielsweise in Deutschland. Die Verbindungen Spaniens mit Kuba und anderen süd- und mittelamerikanischen Staaten legen davon Zeugnis ab.

Viele offene Fragen, für deren Antwort man wohl noch Zeit braucht und ich habe die Antwort nicht. Außer: Nutzen wir diese Zeit, um den Kampf gegen den Sprachzwang und unberechtigten Separatismus nicht nur in Spanien weiter zu führen und zu unterstützen.


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