Ich musste zwei Mal lesen: „Das EU-Parlament weist Sánchez zurecht: Valenciano steht Katalan gleich und hat das gleiche Anrecht auf den Status einer Amtssprache.“ (Titel auf eldebate.com)
Beim ersten Lesen dieser Überschrift hatte ich verstanden: Valenciano müsse die gleichen Rechte wie Spanisch haben und dachte, was ist denn jetzt passiert? Ist doch selbstverständlich - und mal wieder wird verwechselt, dass Sprachen keine Rechte haben, nur Menschen haben Rechte - auf die Nutzung ihrer jeweiligen Sprache. Außerdem, die Regierung der Comunidad Valenciana scheint die spanisch sprechende Mehrheit weniger zu diskriminieren als die Regierungen in den anderen Regionen mit Regionalsprache (Katalonien, Baskenland, Galizien und Balearen).1
Dann fiel mir auf, es ging um gleiche Rechte für Valenciano und Katalan! Worum ging es also?
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat im spanischen Parlament eine extrem knappe Mehrheit, die unter anderem durch ein Bündnis mit den spanischen Separatisten, vor allem Junts zustande kommt. Der Präsident von Junts ist Carles Puigdemont, dessen legaler Status in Spanien noch immer negativ in dem Sinne ist, dass er strafrechtlich wegen Aufruhr und Missbrauch öffentlicher Mittel verfolgt wird. Das ist verständlicherweise eine extrem komplizierte Situation für Sánchez, die auch Kompromisse bezüglich der katalanischen Autonomie und der Verteilung von Steuermitteln beinhaltet.
Hier geht es darum, dass ein Teil dieser Kompromisse die Beantragung von Katalan als Amtssprache der EU betraf, was Sánchez besorgen sollte. Nachden die 27 EU-Mitgliedsstaaten eine Abstimmung über diesen Antrag aus rechtlichen, finanziellen und politischen Gründen verschoben haben, hat sich der wissenschaftliche Dienst der Europäischen Rats (EPRS) verwundert gezeigt. Eldebate.com kommentiert: „Dieser Bericht offenbart die Versuche von Sánchez's PSOE, Katalan neben Baskisch und Galicisch zur Amtssprache der Europäischen Union zu machen, vor anderen 'Amtssprachen', wobei in dieser Hinsicht besonders auf Valenciano hingewiesen wird.“
Der Kommentar vermerkt weiter: „Die Arbeitsgruppe für Sprachen und Bürger sowie Sprachendienste des Präsidiums des Europäischen Parlaments stellt fest, dass die Amtssprache der Valencianischen Gemeinschaft 'in Spanien denselben kooffiziellen Status' hat wie Katalan, 'sowohl in der Verfassung als auch in ihren jeweiligen Autonomiestatuten.'
Mit anderen Worten: Valenciano hat aufgrund der Rechtsgrundlage den gleichen Status als Amtssprache in der Europäischen Union wie Katalan, oder die Sprache der katalanischen Autonomen Gemeinschaft ist nicht relevanter als acht andere Sprachen, die in ihren jeweiligen Ländern gleichermaßen Amtssprachen sind.
Der EPRS-Bericht identifiziert eine Reihe von Sprachen, die auch in Ländern der Europäischen Union Amtssprachen sind, und widerlegt damit den katalanischen Suprematismuswahn. So heißt es beispielsweise, dass Türkisch in Zypern, Luxemburgisch in Luxemburg, Färöisch und Grönländisch in Dänemark, Friesisch und Papiamento in den Niederlanden sowie Aranesisch und Valenciano in Spanien in ihren jeweiligen Staaten ebenso Amtssprachen sind wie Katalan, Baskisch und Galicisch. Die spanische Regierung möchte diese drei letztgenannten Sprachen daher gegenüber den übrigen Sprachen 'belohnen'.“
Mit dem Begriff Suprematismuswahn bezieht sich der Kommmentar auf die Tatsache, dass die katalanischen Separatisten von den «Países catalanes» träumen, ihrem katalanischen Großreich, zu dem französische und italienische Regionen und in Spanien selbstverständlich u.a. auch Valencia und die Balearen gehören. Die balearischen Sprachen und Valenciano werden zu katalanischen Dialekten deklassiert.
Ich meine, die EU sollte nur eine Amtssprache haben, von mir aus Englisch. Es ist Amtssprache im Mitgliedsland Irland und wird weltweit gesprochen. Alle anderen Sprachgemeinschaften sollten die Texte der EU auf eigene Kosten und mit eigenen Dolmetschern übersetzen. Das ist nicht gerecht? Aber die Welt ist nun mal nicht gerecht und dieser Vorschlag käme einer gerechten Lösung am nächsten. Nebenbei, Englisch ist in Indien Amtssprache, obwohl es praktisch keine muttersprachlichen englischsprachigen Inder gibt. Es ist neben 22 weiteren indigenen Sprachen Amtssprache, obwohl die Inder ihre ehemalige koloniale Abhängigkeit nicht vergessen haben. Für sie ist es einfach nur vernünftig. Wenn es um Kommunikation geht, ist Sprache nur ein Werkzeug.
1. Wer liest schon EU-Texte im Original? Der „Normalbürger“ wohl kaum. Nur die, die berufsmäßigen Umgang damit haben müssen, z.B. Politiker, Journalisten, Beamte.
2. Der Beamtenapparat der EU ist schon teuer genug. Wenn jede sprachliche Gruppe selbst die Kosten für die Übersetzung trägt, wird man sich überlegen, ob wirklich jeder Text übersetzt werden muss.
3. Auch das Lohnniveau in jedem Land ist anders. Die EU-Beamten aber werden gleich, unabhängig vom Lohnniveau des Herkunftslandes bezahlt. 2 Das ist auch nicht gerecht, oder?
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