Die Corona-Politik überschattet alles. Leider bedeutet das nicht, dass der Sprachenkonflikt sich entschärft hat. Er schwelt unter der Oberfläche weiter.
Sichtbar wird das an den Forderungen derjenigen, die die Freiheit der Wahl der Unterrichtssprache einfordern und derer, die das zugunsten eines Sprachzwangs verhindern wollen. Erschreckend sind die Konsequenzen für die Schüler, die unter dieser Politik leiden müssen.
Am 16. Februar wurde die Öffentlichtkeit durch einen Bericht alarmiert, in dem von mehreren Lehrern in der autonomen Region Valencia berichtet wurde, die sich beschwerten, dass sie unter Druck gesetzt würden. Sie sollten in den entsprechenden Schulgreminen fordern, dass mehr Valenciano als das gesetzlich vorgeschriebene Minimum gelehrt werden soll. Natürlich erfolge dieser Druck nicht schriftlich, sondern mündlich und vor allem in den Schulen, in denen die überwältigende Mehrheit der Schüler Spanisch als Muttersprache haben. Letzteres ist in sehr vielen Gemeinden der Provinz Alicante der Fall. Alicante ist eine Provinz, die im Süden der Autonomen Region Valencias liegt.
Diese Lehrer wiesen deshalb daraufhin, dass entsprechend des zur Zeit geltenden Gesetzes das sprachliche Projekt der Schulen (Proyecto Lingüistico de Centro = PLC) an die Situation angepasst werden muss und dass es Spielraum gibt, den Prozentsatz der Fächer in Valenciano zu reduzieren, wobei pädagogische Gründe berücksichtigt werden sollen. Praktisch gesehen, bei mehrheitlich spanischsprachigen Schülern den Unterricht auf die gesetzlich geforderten 25% Valenciano zu reduzieren.
Diese Projekte hätten bis zum 28. Februar dieses Jahres beschlossen werden müssen und viele Lehrer und Familien haben erklärt, dass sie keine Genehmigung für die PLC gegeben hätten, weil ihre Forderungen zur Sprachenverteilung nicht berücksichtigt wurden. Tatsache ist auch, dass viele Eltern gar nicht erst gefragt wurden, so dass jetzt das Landesministerium ohne die Unterstützung der Bildungsgemeinschaften entscheiden wird.
Die Manöver der Druck ausübenden Sprachberater entsprechen natürlich der Strategie der Regierung der valencianischen Gemeinschaft, die sprachliche Durchsetzung schrittweise zu beschleunigen, bis eine katalanische Immersion (Valenciano ist ein katalanischer Dialekt) in allen Zonen der Valencianischen Gemeinschaft erreicht wird.
Dafür spricht auch die Eile, in der versucht wurde, diesen Protesten entgegen zu treten. Gleich am 18. Februar erschien zum Beispiel ein Bericht in der Zeitung „Levante“ mit dem Titel: „Dutzende von Gymnasien verteidigen mehr Valencianisch vor der Ankunft der Mehrsprachigkeit“.
Welch groteske Situation! Ist die Frage gerechtfertigt, ob es Absicht ist, dass die Eltern sich darüber streiten sollen, welche Sprache sie bevorzugen? Warum erlaubt man nicht, dass die Eltern über die Unterrichtssprache für ihre Kinder entscheiden können? Das vermeidet jeden Streit und ja, kostet mehr Geld. Aber Bildung sollte uns das mehr wert sein als alles andere.
Was passiert mit den Kindern, wenn man die Sprachfanatiker machen läßt, konnte man Anfang des Monats in der Zeitung ABC lesen. Ein Mädchen auf Mallorca hatte im Fach Naturwissenschaften zwei Antworten auf Spanisch statt auf Katalan bzw. dem katalanischen Dialekt Mallorquin gegeben und wurde deshalb von der Note 1 auf die Note 2 heruntergestuft. Ihr Vergehen war, sie benutzte die Worte „termómetro“ statt „termómetre“ und „pluviómetro“ statt „pluviómetre“. (Der Unterschied liegt im letzten Buchstaben o/e). Das passierte im Fach Naturwissenschaften, wohlgemerkt!
Es ist schon schwer, wenn man Fächer in einer fremden Sprache lernen muss, ein Nachteil gegenüber einem Muttersprachler. Erschütternd diskriminierend ist es, wenn eine Antwort in einem nichtsprachlichen Fach als falsch bewertet wird, wenn sie in der „falschen“, angeblich gleichberechtigten Amtssprache gegeben wird und selbst wenn die Antwort unverwechselbar korrekt ist, wie in diesem Beispiel.
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