Auch während der Ausgangssperren: Viele arbeiten an Zersplitterung Spaniens
Bildungspolitik als Verstärker des extremen Nationalismus

28. Juli 2020

Nationalismus ist weder gut noch schlecht an sich. Er ist nach der Zeit des Adelsherrschaften ein Instrument für Freiheit und Aufklärung. Soweit es zu einer demokratischen Entwicklung gekommen ist, kann der Staat durch Gesetzgebung den Schutz von Freiheiten garantieren, aber auch Arbeitsschutz, Klimaschutz etc. Leider wird und wurde Nationalismus auch für sinnlose Kriege der Völker gegeneinander mißbraucht.

Auf der einen Seite wollen die meisten globalen Konzerne keine Staaten mehr und keine Grenzen. Nationale Schutzgesetze stören sie nur. Auf der anderen Seite gibt es auch in Spanien Kräfte, die den Staat von innen heraus zerreißen wollen zugunsten kleiner regionaler ?Fürsten?. obwohl es hier wie in der gesamten EU keine Völker gibt, die innerhalb ihres Staatsgebietes unterdrückt werden.

Die Bildungspolitik in Spanien zeigt beispielhaft, wie die Jugend in diesem Sinne manipuliert werden soll. Darauf macht Dr. Antonio Jimenez, Präsident der Lehrergewerkschaft AMES in einem Aufsatz aufmerksam, den wir hier übersetzt haben.

Wie man einen Staat mit Bildungspolitik zerstört

von Antonio Jimeno

Im Jahr 1990 verabschiedete die PSOE ein Bildungsgesetz namens LOGSE, das unser Bildungssystem erheblich verschlechterte. Obwohl es die Schulpflicht bis zum Alter von 16 Jahren ausdehnte, was in Ordnung war, da dies das Mindestalter für den Eintritt in die Arbeitswelt ist, tat es dies auf die schlimmstmögliche Art und Weise, da es festlegte, dass alle Schüler bis zu diesem Alter zusammen im selben Klassenzimmer sein und die gleichen Dinge lernen sollten, anstatt ihnen die Möglichkeit zu geben, je nach ihren Fähigkeiten und Interessen verschiedene Wege zu wählen.

Damit jeder in die nächste Klasse versetzt werden konnte, wurden die Kriterien dafür geändert, man befahl Zusammenhalt[1] als einzige pädagogische Theorie für das Land und es wurde Druck auf die Lehrer ausgeübt, die die Qualifikationen der Schüler berücksichtigen wollten, was zu zu vielen Sitzenbleibern führe, argumentierten die Autonomen Räte für Bildung. Die Lehrer protestierten, aber es war sinnlos, sie mussten sich entscheiden, ob sie das LOGSE akzeptieren oder den Beruf aufgeben wollten, und logischerweise akzeptierten sie es.

Obwohl viele Politiker und Journalisten weiterhin sagen, dass es nach dem LOGSE viele andere Gesetze gegeben hat, und in der Theorie stimmt das auch, aber in der Praxis fahren wir Lehrer mit dem gleichen Modell fort, das vom LOGSE eingeführt wurde, da das nächste Gesetz, das LOCE der PP, nicht angewandt wurde und das LOE der PSOE, das später kam, änderte kaum etwas, da es, wie erwartet, von derselben Partei kam, und das, was später kam, war das LOMCE der PP. Dessen große Neuheit, die Einrichtung von externen Prüfungen mit akademischem Wert am Ende der Primar- und am Ende der Sekundarstufe, wurde eingefroren und diese Überprüfungen wurden nie durchgeführt. Kurz gesagt, wir verfolgen seit dreißig Jahren dasselbe Bildungsmodell, das von der LOGSE eingeführt wurde.

Jetzt bereitet die PSOE ein neues Gesetz vor, das LOMLOE- oder Celaá-Gesetz[2], das dem Modell der LOGSE folgt, wobei sie dessen Mängel hervorhebt, da sie nicht in Betracht zieht, am Ende jeder Etappe externe Prüfungen durchzuführen, also Tests, die heute unerlässlich sind, um die parteipolitische Indoktrination zu verhindern, die in mehreren Autonomen Gemeinschaften durchgeführt wird. Die PSOE beabsichtigt, den Schulabschluss[3] auch dann zu vergeben, wenn die Studenten in vielen Fächern durchgefallen sind (Artikel 28) und erlaubt den Bachillerato-Abschluss auch dann, wenn man in einem Fach durchgefallen ist (Artikel 37). Man überläßt den Autonomen Gemeinschaften den Gebrauch oder nicht des Spanischen oder Kastilischen als Unterrichtssprache (neue Zusatzbestimmung achtunddreißigste, Punkt 4) und ermöglicht, dass in den Schulzentren, die dies wünschen, nicht mehr die festgelegten Fächer unterrichtet werden, sondern die von den lokalen Schulzentren beschlossenen Aktivitäten durchgeführt und die von ihnen als angemessen erachteten Noten vergeben werden. Sie bilden eine Reihe von Änderungen, die den Anreiz für die Schüler verringern, sich mehr Mühe zu geben, um zu bestehen, und die es den Eltern erschweren, zu erkennen, ob ihre Kinder wirklich lernen oder ihre Zeit verschwenden.

Es gibt immer noch Lehrer, die angesichts der offensichtlichen Fehler des künftigen Celaá-Gesetzes gut recherchierte Aufsätze schreiben und versuchen, das Ministerium davon zu überzeugen, diese Fehler nicht zu begehen. Sie verstehen nicht, wie weder das Ministerium noch die Räte der Autonomen Gemeinschaft das sehen. Die Realität ist, dass diese wohlmeinenden Bildungsexperten nicht verstehen, was geschieht, weil sie nicht begriffen haben, dass das Ziel dieses zukünftigen Gesetzes nicht Bildung, sondern Politik ist.

Es geht darum, einen Staatswechsel zu fördern und zu erleichtern, von einem Staat, in dem das Erziehungsministerium den Unterricht in den Schulzentren beaufsichtigt und den Familien auf diese Weise das tatsächliche Wissen ihrer Kinder garantieren kann, in einen Staat, in dem diese Funktion in den Händen der Autonomen Gemeinschaften verbleibt, damit diese tun können, was sie wollen, was ihnen logischerweise Freude bereitet, denn so laufen sie nicht Gefahr, vor den anderen Gemeinschaften schlecht dazustehen. Bei so viel Vernachlässigung der Funktionen wird das Bildungsministerium überflüssig und das ist sein großer Beitrag zu diesem Prozess. Wenn auch andere Ministerien entlassen werden, kann endlich das Ziel erreicht werden, nämlich den Nachweis zu erbringen, dass keine Notwendigkeit mehr für eine Zentralregierung besteht, weil sie nichts mehr zu tun hat.

Stellen wir uns vor, die vorhergehende Hypothese träfe zu, dass Sie der Bildungsminister sind und dass Sie aus Ihrem Ministerium dazu beitragen wollen, den Staat abzuschaffen. Was würden Sie tun? Nun, Sie machten ein neues Bildungsgesetz, das dies erleichtern würde. Wenn es in Ihrem Land eine gemeinsame Sprache gäbe, die überall gesprochen wird, würde Ihr Gesetz es erlauben, sie in Schulen zu verbieten und den Gebrauch der Sprache der jeweiligen Region zur Pflicht zu machen. Zweitens würde Ihr Gesetz es ermöglichen, die gemeinsame Geschichte des Landes in jeder Region unterschiedlich zu erklären, wobei jeder den Schaden hervorhebt, den die Zentralregierung des Staates im Laufe der Jahrhunderte in dieser Region verursacht hat. Da sich ein Land von einem anderen Land vor allem in seiner Sprache und in der Art und Weise unterscheidet, wie es seine Geschichte erzählt, würden in wenigen Jahren, mit nur den beiden vorhergehenden Maßnahmen, so viele Gesellschaften mit unterschiedlichen nationalen Identitäten entstehen, wie es Regionen gibt.

Damit der oben beschriebene Prozess möglich ist, ist es notwendig, dass das Gesetz nicht die Möglichkeit in Betracht zieht, für alle Regionen gemeinsame Prüfungen durchzuführen, denn da die Studenten verschiedene Sprachen und unterschiedliche historische Konzepte studiert haben, würde eine solche Überprüfung zeigen, was passiert. Um sicherzustellen, dass alle Schülerinnen und Schüler in der zugewiesenen Zeit in regionalpolitischer Ideologie unterrichtet werden, ist es darüber hinaus notwendig, dass das schulische Umfeld entspannt und komfortabel ist. Deshalb sollte das Gesetz die Versetzung in die nächste Klasse und eine generalisierte Form des Abschlusses ermöglichen, auch wenn dem Schüler noch einige Wissenlücken bleiben. Erinnert Sie all dies an eine ähnliche Situation? Na bitte!.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass 1990, im selben Jahr, in dem die LOGSE verabschiedet wurde, auch das Programm 2000 von Jordi Pujol in der katalanischen Zeitung „El Periódico“ veröffentlicht wurde, in dem das Programm für Social Engineering[4] im Detail beschrieben wird, das anzuwenden ist, um eine Gesellschaft zu erreichen, die sich nur katalanisch fühlt. Es ist vielleicht auch kein Zufall, dass die PSOE bei der Ausarbeitung ihrer Bildungsgesetze immer die Unterstützung der nationalistischen Parteien und der linksgerichtete Gewerkschaften hatte, während die PP dank ihrer absoluten Mehrheit ihre Bildungsgesetze immer allein verabschieden konnte. Es ist vielleicht auch nicht so weit hergeholt, die Hypothese aufzustellen, dass einige Parteien die Bildung dazu nutzen, zukünftige Wähler zu gewinnen, und nicht als Dienst an der Gesellschaft sehen, wie die Tatsache zeigt, dass sie versuchen, die Konzertierten[5] aus dem Privatunterricht und das Thema Religion zu entfernen, ohne daß sie anbieten, sie durch eine Geschichte der Religionen oder eine religiöse Kultur zu ersetzen.

Dies zeigt, dass das Ministerium nicht versucht, einen Staatspakt zu schließen, um dem Bildungssystem Stabilität zu verleihen, sondern seine Ideen durchzusetzen und in kürzester Zeit ein neues Staatsmodell zu erreichen, wobei es sich die Tatsache zunutze macht, dass der Zustand der mit Corona begründeten Ausgangssperren die parlamentarischen Diskussionen und die Zeit verkürzt. Das Bildungsministerium wurde bereits um einen großen Pakt für die Bildung gebeten, so dass wir bald wissen werden, ob die Hypothese der Zerstörung von innen wahr ist oder nicht.
Fußnoten

[1] Comprensividad habe ich als Zusammenhalt übersetzt, weil die Kinder unabhängig von ihrer Leistung versetzt werden sollen
[2] Isabel Celaà ist die spanische Ministerin für Erziehung
[3] el título de la ESO = Abschluß des ESO = Educación Secundaria Obligatoria = Verpflichtende Zweite Bildungsstufe für Kinder von 12-16 Jahren
[4] Social Engineering = Instrumente zur Manipulation von Gesellschaften und Völkern
[5] In Spanien sind ca. 2/3 der Schulen öffentlich, der Rest sind neben einigen 100% privaten Schulen hauptächlich "Konzertierte", d.h. gemischt öffentlich private Schulen, die häufig durch die Kirchen geführt werden und bei denen die Eltern einen Teil finanzieren müssen.

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