Quo Vadis Costa Nachrichten?
Verkorkster Integrationsbegriff oder versteckte Wahlwerbung oder was?

17. Mai 2023

Unter der Überschrift: „Gelungene Integration: Deutsche an der Costa Blanca punktet mit Valenciano“ veröffentichte die Costa Nachrichten diese Woche einen kuriosen Artikel,in dem eine Deutsche vorgestellt wird, die Valenciano lernt und deswegen vom valencianischen Fernsehsender „A Punt“ interviewt wurde.

Im Artikel tauchen Aussagen auf, wie: „Schließlich mache ich einen Valenciano-Kurs, um mich zu integrieren“ und (die) „Liebe zur regionalen Kultur wird sicherlich ein Grund gewesen sein, warum Teulada-Morairas Compromís-Partei bei der Deutschen wegen eines Listenplatzes für die Kommunalwahl 2023 angeklopft hat. Sie ... steht auf Platz 8. Ein Baustein mehr für eine gelungene Integration, zu der nicht nur, aber sicherlich auch das bei vielen ausländischen Residenten ... so verhasste Valenciano beigetragen hat.“ und sie sei mit einem „echten Valencianer“ verheiratet.

Aussagen, die meines Erachtens einer näheren Betrachtung bedürfen, denn eigentlich ist es keine Zeitungsmeldung wert, wenn jemand eine andere Sprache erlernt.

„Schließlich mache ich einen Valenciano-Kurs, um mich zu integrieren“

So heißt es u.a.: „Ich liebe nun einmal die valencianische Kultur“ und „...wenn du eine Sprache lernst, begreifst du auch die Kultur der Region“ Letztere Aussage ist prinzipiell richtig, aber was bedeutet das in diesem Fall?

Vielleicht hilft ein Vergleich mit Integration in Deutschland? Wer nach München zieht, lernt Bayrisch und läuft in Lederhosen herum? Wer nach Cottbus zieht, lernt Sorbisch und übt sich in der Gottesklage (Bože sadleško)? Wer nach Flensburg zieht lernt Dänisch und frühstückt nur noch Smørrebrød? Offensichtlich nicht! Es zeigt sich meines Erachtens, dass sich die Deutsche auch nur in Valencia, aber nicht in Spanien integrieren will und dabei zeigt sie einen sehr eingeengten, vielleicht separatistischen Begrif von Valencia.

Denn in Valencia gibt es zwei Amtssprachen, Spanisch und Valenciano, wer Valencia begreifen will, setzt sich auch mit dieser Tatsache und den daraus entstandenen (besser gesagt, erzeugten) Konflikten auseinandern, die die valencianische Kultur entscheidend mitprägen.

Das Bild der nebenstehenen Demonstration gibt einen besseren Einblick in die Kultur Valencias. Die Parole auf dem Transparent sagt (auf Valenciano): „Wir sind Valencianer! Wir sind Spanier! Nein zu den katalanischen Ländern!“ Die letzte Forderung bezieht sich darauf, dass separatistische Katalanen (nicht nur) die autonome Region Valencia als katalanisch begreifen, sondern auch Valenciano als katalanischen Dialekt (was viele Valenicaner genau umgekehrt sehen) und dass die Separatisten in der katalalanischen Regierung massiven und finanziellen Einfluss auf die Katalalanisierung des Valenciano nehmen.

Hassen ausländische Residenten Valenciano - und warum?

Man kann durchaus wütende Beschimpfungen hören, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Aber was drückt das wirklich aus? Nicht nur ausländischen Residenten, auch viele Valencianer sind wütend auf den Sprachzwang, sie hassen den Zwang, dem ihre Kinder in der Schule unterworfen werden, nicht die Sprache.

Die Kinder müssen die Sprache Valenciano lernen und viele Fächer werden in dieser Sprache unterrichtet, einer Sprache mit der sie sich - seien wir großzügig - mit ca. 5 Mio Spaniern unterhalten könnten. Mit denen sie sich aber genausogut auf Spanisch unterhalten können. Könnten Sie - sagen wir stattdessen Französisch lernen - hätten sie 321 Mio potentielle Gesprächspartner.

Aber das reicht noch nicht aus. Viele Schulbücher sind entsprechend auf Valenciano, so können die Eltern weder kontrollieren, was gelehrt wird, noch können sie ihren Kindern helfen. Ein gewichtiger Nachteil.

Wie begeistert wird ein spanischer Bundesbeamter (Polizei, Militär usw.) den Sprachzwang beurteilen, wenn er beispielsweise ins Baskenland versetzt wird und seine Kinder dann dort auf Baskisch statt Valenciano lernen müssen? Ich kann mir gut vorstellen, dass auch er auf die Sprache flucht, obwohl er den Sprachzwang meint. Wer sich mit dem Hammer den Daumen trifft flucht ja auch womöglich Scheißhammer, ist aber im Grunde nur wütend auf sich selbst, nicht auf das Werkzeug. Sprache ist letztendlich auch nur ein Werkzeug.

So wie jeder das Recht hat, sein Werkzeug auszuwählen, sollte auch jeder das Recht haben, in seiner Sprache zu reden oder zu lernen. Keine Sprache ist per se gut oder schlecht, liebens- oder hassenswert. Sprachzwang, nicht Sprache ist das Problem!

Wer ist und was will Compromís?

Der Artikel, der so nett nach Integration statt Hass klingt, weist kurz vor den Wahlen am 28. Mai auf die Partei Compromìs hin. Wer oder was verbirgt sich hinter dieser Partei? Ihr Wahlprogramm umfaßt mehr als 1.000 Forderungen. Wer liest das schon? Ich habe es getan. Für mich nicht überraschend finde ich darin zum größten Teil die gleichen Forderungen, wie ich sie auch im Programm der deutschen Grünen finde.

Zunächst aber zum Sprachenthema: Forderung #1075 lautet: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass Valenciano eine Amtssprache der Europäischen Union wird.“ Gegenwärtig listen wir 24 Amts-und Arbeitssprachen in der EU auf. Eine Armee von Übersetzern muss dafür von Europas Steuerzahlern bezahlt werden. Compromís beabsichtigt offensichtlich, dass jetzt Valenciano-Übersetzer auch von der EU bezahlt werden, die wahrscheinlich nichts anderes machen würden, als spanische Texte, die jeder Valencianer versteht, auf Valenciano zu übersetzen.

Nur zur Klarstellung. Ich hätte nichts dagegen, wenn die valencianische Regierung aus (auch meinen) valencianischen Steuermitteln Übersetzer ins Valenciano beschäftigt, die EU-Dokumente bearbeiten, weil das auch der Anpassung des Valenciano an moderne Entwicklungen dient. Nur warum soll das der europäische Steuerzahler bezahlen? Wer die Musik bestellt, soll sie auch bezahlen.

Aber das ist nicht das Wichtigste. Forderung #140 lautet: „Wir werden ... zusammenarbeiten, um den Anteil des Unterrichts auf Valenciano in allen Sprachprogrammen der Schulzentren zu erhöhen.“ und Forderung #144: „Wir werden Valenciano stärker in die Berufsausbildung integrieren.“ Mit anderen Worten, der Sprachzwang soll noch intensiviert werden.

Zwei Beispiele, wohin durch Sprachzwang ausgelöste Unterdrückung und Hass führen können. 1976 errichtete das damalige Apartheidsregime in Südafrika einen Sprachzwang für Afrikaans, der zum blutigen Soweto-Aufstand führte. Glücklicherweise führte das letztendlich zum Ende des Regimes. Die Sprachengesetze in der Ukraine gegen Minderheitensprachen wie Russisch, Rumänisch und Ungarisch sind, wenn auch nicht die Ursachen, so doch Mitauslöser des Krieges gegen den Donbass nach dem Maidanputsch 2014. Mindestens 14.000 Tote registrierte die UNO am 9. September 2022 und der im Februar gleichen Jahres ausgelöste Krieg der NATO gegen Russland kostet wohl mehr als 100.000 tote Ukrainer, vermutlich eine ähnlich hohe Zahl toter Russen. Ich empfinde tiefe Trauer für Gefallene beider Seiten.

Sprachzwang, Krieg und Gewalt sind Kinder der selben Eltern. Hätte man in Spanien spätestens mit der Franco-Diktatur, dessen Sprachzwang Spanisch statt Valenciano lautete, lernen können. Aber Separatisten haben scheinbar daraus gelernt, dass man den Sprachzwang umdrehen muss! Eine Theorie-Umkehr passend zur grünen Politik, die sich wandelte von „Frieden ohne Waffen“ zur Forderung: „Nur noch mehr Waffen können Frieden schaffen“.

Weitere Teile des Compromís Programms belegen diese grüne Politik. Aber wer bemerkt das schon, wenn er sich nicht intensiv mit der hiesigen Politik beschäftigt? So legt man besonderen Wert auf Feminismus, LGTBIQ+ und verwandte Themen. Ich habe nicht intensiv weiter geprüft auf Gendern, Wokeismus, Cancel-Culture usw. Themen, die Sprechge- und verbote enthalten, wie sie jedem Sprachzwang eigen sind.

Hervorheben möchte ich dennoch das Thema Klimawandel. und Erziehung, wo die Forderung #120 hervorsticht: „Wir werden im Kampf gegen den Klimawandel auf allen Bildungsstufen Umweltbildungs- und Sensibilisierungspläne erstellen.“ Ich fand keine Erwähnung, dass die Behauptungen zum Klimawandel in der Wissenschaft höchst umstritten sind und von daher die Schule eher zum Diskurs statt zum Befolgen einer Glaubensrichtung auffordern sollte. Letzteres nennt man Indoktrination.

Ich versuche, mich einer Wertung des Programms zu entziehen und will das dem Leser überlassen.Mir geht es auf diesem Blog hauptsächlich um den Sprachzwang und den Separatismus in spanischen autonomen Regionen.

Ein echter Valencianer?

Zu diesem Begriff fällt mir als vermutlich falschem Deutschem im nicht wirklich spanischen Jávea nur noch Polemik und Ironie ein. Das lasse ich lieber.
Newsletter bestellen!
Wir senden als newsletter nur dann eine Nachricht, wenn ein neuer Artikel vorliegt!
Hier klicken, um newsletter zu bestellen oder zu stornieren

Ein Buch das u.a. enthüllt:
Sprachdiktat in Katalonien und Valencia
Was sagen die Verfassungen?
Migration als Ursache?
Indoktrination und Korruption

Die Papierversion ist jetzt im Verkauf
Costa Blanca Nachrichten oder
direkt beim Autor

Schnelleinführung in den Katalonienkonflikt

Aus einem Artikel auf kenfm.de im Okober 2019 zum Artikel

Sprachen in Spanien
Spanisch, Baskisch, Katalan, Mallorquin, Valenciano etc.

Mythen und Täuschungen des katalanischen Nationalismus

Peredo Alvaro hat auf der homepage "piratas&emperadores" die Mythen und Täuschungen der katalanischen Nationalisten aufgedeckt.

Hier finden Sie die Übersetzung

Die Strategie der Rekatalanisierung

1980 veröffentlichte "El Periodico" ein geheimes Strategiepapier der katalanischen Regierung. Es zeigt in erschreckender Weise die tatsächliche Geisteswelt der separatistischen Führer auf

Jetzt liegt es in deutscher Übersetzung vor

Pankatalanismus
Kataloniens imperialer Anspruch

Die katalanische Regierung exportiert den Konflikt, in dem sie in den anderen Gemeinschaften, in den Katalanen leben, alle Bestrebungen zur Zerstörung Spaniens unterstützt.
Ein wichtiges Instrument ist dabei die Errichtung einer Sprachdiktatur, die sich nicht scheut, die gleichen Mittel wie Franco einzusetzen.

Separatistische Indoktrination

Die Lehrergewerkschaft AMES veröffentlichte 2017 eine Untersuchung über Schulbücher, wie sie in Spanien und in Katalonien zum gleichen Thema erschienen. In dieser Untersuchung wird die Indoktrination deutlich, wie sie von den Separatisten betrieben wird. Sie ist jetzt auf Deutsch übersetzt

zur Untersuchung

Demokratie und Sprachzwang


Ein Aufsatz in 6 Teilen über die potentiell gewaltauslösende Wirkung von Sprachzwang mit Beiträgen aus Südafrika, Katalonien, Ukraine und Frankreich.

zum 1. Teil